Domodossola, unverfälschtes Italien und ein Wochenmarkt der Extraklasse

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Domodossola, unverfälschtes Italien mit einem Wochenmarkt der Extraklasse

Diesmal wieder ein Doppel, weil der aktuelle Tipp einfach wert ist, auf zwei Beiträge aufgeteilt zu werden, ähnlich unserem anderen Lieblingsziel Ligurien. Auch heute geht es nach Italien und zwar in die Genussregion schlechthin, dem Piemont, genau gesagt in den entzückenden kleinen Ort Domodossola.
Allerdings würden nur Wenige automatisch auf die Idee kommen, dass sie sich hier im Trüffel- und Barolo-Paradies befinden, zu nahe sind die Alpen und ihre damit verbundene Küche. Weiter südlich bzw. westlich locken Lago Maggiore und vor allem das Centovalli die Wanderer.
Doch wir bleiben in Domodossola, das im Übrigen im Italienischen fürs Alphabetbuchstabieren bei „D“ landesweite Prominenz hat.
Nicht selten habe ich über die Vorzüge von Bern (auch) als Bahnverkehrsknotenpunkt hier gesprochen. Und tatsächlich erlauben es Lötschberg- und Simplon-Tunnel, dass man nach nur rund eineinhalb Stunden Fahrzeit Italien-Stimmung, und zwar unverfälschte, geniessen kann. Besonders gerne wird dies von vielen Eidgenossen am Samstag genutzt, wenn der Markt stattfindet. Man ist gegen 10 oder 11 Uhr vor Ort, arbeitet sich durch das unglaubliche Angebot, speist sensationell gut und günstig in einem der zahlreichen Lokale und nimmt gegen 14.30 wieder den Zug zurück.  Fertig ist der Eintagesurlaub mit anschliessendem Genuss der Produkte zu Hause.
Wir bevorzugen die etwas längere Variante mit Anreise am Vortag und/oder Abreise am Sonntag. Gerade dann hat die kleine Stadt einen wunderbaren Charme, besonders auf der zentralen Piazza, wenn „grosse Oper“ im Kleinen gegeben wird, also das Schauen, Kommunizieren, Gestikulieren, Spielen der Kinder – alles, was man sich für einen klischeehaften Platz in Italien eben so vorstellt, und geniessen möchte.
Architektonisch ist die Altstadt von Domodossola beeinflusst von den Walsern, die hier im Mittelalter siedelten. Das sieht man an den Steinplatten-Dächern, die zahlreichen kleinen Plätze und die Stadtpaläste atmen dagegen bereits das Flair für iatlienische Bau- und Stadtplanung. In seiner wechselvollen Geschichte gehörte Domodossola nicht nur den Walsern, sondern dem Fürsten von Mailand, wurde dann mal gegen Mendrisio und andere Ort des Tessins den Eidgenossen zugeschlagen, kam 2 Jahrhunderte lang unter spanische Herrschaft und fiel dann an Savoyen.
Einen besonderen Höhepunkt der italienischen Kultur bildet hier der Monte Calvario, Sacro Monte di Domodossola – Uensco Weltkulturerbe – mit seinen 14 Stationen des Kreuzweges Jesu Christi, allesamt aus dem 17. Jahrhundert von Bildhauern geschaffen und bedrückend realistisch. Das Endziel des Weges bildet eine wunderschöne Klosteranlage, mit Blick auf Domodossola und die angrenzende Bergregion. Übrigens ein sehr empfehlenswerter Ort für ein Picknick mit den Produkten aus der Region.
Und damit zurück zur Kulinarik und den Spezialitäten. Das Wort Domodossola setzt sich zusammen aus „Domus“ und „Ossolana“, ersteres heisst bekanntlich Haus, letzteres ist das angrenzende Tal, das einen Hauptteil der „Nostrano“ Produkte liefert, also die regionalen. Dazu gehören verschiedene würzige Käse, an vorderster Front der Bettelmatt, der auch in Sossen verarbeitet wird, und jede Menge Würste, Schinken und Speck. Aus Verneigung vor diesen grossartigen Produkten ist diesmal das zugehörige Rezept nur eine klassische Vorspeisenplatte, das kann man einfach nicht besser machen.
Daneben bietet der Markt unsere geliebten Taggiasca Oliven, besten Reis, und natürlich Spezialitäten aus allen Regionen Italiens. Besondere Entdeckung war für mich der Geflügelstand mit einem Pollo Golden Rustico, das gut und gerne 4 Kilo auf die Waage bringt. Es garantiert „flüssiges Gold“, wie ich das gerne nenne, also die wohl aromatischste Hühnerbrühe, die sie herzaubern können. Ebenso gelernt haben wir von den freundlichen Marktleuten hier, wie man „Teufelshörnchen“, also die kleinen, runden Pepperoncini selber zubereitet und füllt.  Das Rezept poste ich, wenn wieder Saison ist, September und Oktober. An sich sind das Gemüse und Obst natürlich stets eine Offenbarung, seien es kleine Artischocken, Kardonen, Mönchsbart oder einfach riesige Wassermelonen zu Centbeträgen. Man muss, aber kann sich nicht beherrschen beim Einkaufen und irgendwann rechne ich mit einem Bandscheibenvorfall.
Selbstverständlich gibt es auch alles andere,  was man von einem „echten“ italienischem Markt erwartet, von Taschen über Kleidung bis zu Stoffen und Tischdecken. Die Kinder wühlen gerne in Körben mit den neuesten Handyhüllen, ich gehe derweil das Angebot des T-Shirt-Verkäufers durch. Homer Simpson mit „Never to old to rock“ gab es beim letzten Ausflug leider nur noch in M.
Mit rotgeschnürten Fingern vom Schleppen der Tüten ist es dann Zeit für einen Apero in den angrenzenden Bars als Vorbereitung für den Lunch in den wie schon geschrieben durch die Bank sehr guten Restaurants des Ortes. Wenn Sie clever sind, haben Sie sich in einem der kleinen Hotels eingebucht, die Sachen dort abgegeben und sind startklar für den Genuss „im Quadrat“, also leichter Lunch plus Degustationsmenü am Abend. Doch davon mehr im nächsten Blogbeitrag.
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